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FOLFIRINOX - Oxaliplatin 85 / Folinsäure 400 / Irinotecan 180 / Fluorouracil 2400, Pankreaskarzinom

Protokoll-ID: 47 V1.3 (komplett), FOLFIRINOX (OXAL85/CFOL400/IRIN180/FU2400), Pankreas-Ca

Indikation(en)

  • Pankreaskarzinom; ICD-10 C25.-

Protokollklassifikation

  • Klassifikation: aktueller Standard
  • Intensität: Standard-Dosis
  • Therapiemodus: Erstlinie
  • Therapieintention: palliativ

Zyklen

Zyklusdauer 14 Tage, empfohlene Zyklen: 12

Risiken

  • Emetogenität (MASCC/ESMO): moderat (30-90%)
  • Neutropenie: sehr hoch (>41%) Grad 3 und 4; 42,5% mit G-CSF
  • febrile Neutropenie: mittel (10-20%) Grad 3 und 4; 1 Todesfall, 42,5% mit G-CSF
  • Thrombozytopenie unter 50 000/µl: gering (<10%)
  • Anämie Hb unter 8g/dl: moderat (6-15%)
  • Diarrhoe: CTC AE °3-4: 12,7%
  • Abgeschlagenheit: CTC AE °3-4: 23,6%
  • Erbrechen: CTC AE °3-4: 14,5%
  • Thromboembolisches Ereignis: CTC AE °3-4: 6,6%
  • Neuropathie: CTC AE °3-4: 9,0%
  • Erhöhung Aminotransferasen: CTC AE °3-4: 7,3%

Therapie

HYD
Flüssigkeitszufuhr: Jonosteril
Zugang: peripher venös
Flüssigkeitszufuhr vor, während oder nach der Antitumortherapie
TagSubstanzDosierungTrägerlösungAppl.Inf.-DauerAblauf
Jonosteril 500 ml   i.v.60 min60 min vor Oxaliplatin (d1) 
oder vergleichbare isotone kristalloide Elektrolytlösung
AE
Antiemese: Emetogenität moderat, GRAN i.v., DEXA i.v.
Zugang: peripher venös
ASCO 2015, DGHO 2016, DKG 2016, MASCC/ESMO 2016, falls Palonosetron nicht verfügbar
TagSubstanzDosierungTrägerlösungAppl.Inf.-DauerAblauf
Dexamethason 8 mg NaCl 0,9% 50 ml i.v.5 min30 min vor Oxaliplatin (d1) 
Granisetron 1 mg NaCl 0,9% 50 ml i.v.5 min15 min vor Oxaliplatin (d1) 
oder anderer 5-HT3-Antagonist
2-3 Dexamethason 8 mg  p.o. 1-0-0-0 
CTX
Medikamentöse Tumortherapie: FolFIrinOx
Zugang: zentral venös
5-FU, Folinsäure, Irinotecan und Oxaliplatin bei Pankreaskarzinom
TagSubstanzDosierungTrägerlösungAppl.Inf.-DauerAblauf
Oxaliplatin 85 mg/m² KOF Glucose 5% 500 ml i.v.2 hReihenfolge 
Folinsäure 400 mg/m² KOF NaCl 0,9% 250 ml i.v.2 hReihenfolge 
Irinotecan 180 mg/m² KOF NaCl 0,9% 250 ml i.v.90 min90 min vor Fluorouracil (d1) 
Irinotecan wird 30 Minuten nach Beginn der Folinsäure-Infusion parallel zur Folinsäure verabreicht.
Fluorouracil 400 mg/m² KOF keine  i.v.1 minReihenfolge 
Bolus-Applikation
Fluorouracil 2400 mg/m² KOF NaCl 0,9% 500 ml i.v.46 hReihenfolge 
Das Volumen der Trägerlösung bezieht sich auf die stationäre Therapie mit Infusionspumpen. Bei der Verwendung von Spritzenpumpen oder ambulanten Systemen kann ein anderes Volumen (z. B. 100 ml) verwendet werden.
HW
Hämatopoetische Wachstumsfaktoren: FN-Risiko 10-20%, G-CSF langwirksam, pegyliert
Zugang: - entfällt -
Risiko der febrilen Neutropenie (FN) 10-20% und 1 Risikofaktor: Alter > 65 J., Laborparameter (Anämie, Lymphozytopenie < 700/µl, Hypalbuminämie, Hyperbilirubinämie) frühere Chemotherapie, Komorbiditäten, niedriger Performancestatus, weit fortgeschrittene, symptomatische Tumorerkrankung (DKG 2016)
TagSubstanzDosierungTrägerlösungAppl.Inf.-DauerAblauf
Pegfilgrastim 6 mg   s.c.Bolus24 h nach Fluorouracil (d1) 
Anwendung bei Risiko: FN 10-20% und 1 Risikofaktor, anderes langwirksames G-CSF möglich

Begleittherapie Ergänzungen

Bei Auftreten eines cholinergen Syndromes unter Irinotecan sollte laut Fachinfo die Applikation von 0,25 mg Atropinsulfat s.c. erfolgen, bei bekanntem cholinergem Syndrom in der Vorgeschichte sollte die Atropin-Gabe prophylaktisch vor Irinotecan-Gabe durchgeführt werden. Beim Einsetzen von verzögerter Diarrhoe kann Loperamid zur Behandlung verwendet werden.

Hinweise

Erhöhung des Risikos der febrilen Neutropenie auf mittel, da ein Todesfall infolge febriler Neutropenie in der Studie aufgetreten ist. Eine Filgrastim-Applikation war bei 42,5% der Patienten nötig. Für Patienten mit einem Ansprechen wurden in der Literatur 6 Monate Therapie empfohlen.

Zyklusdiagramm

Flüssigkeitszufuhr: Jonosteril

Woche 1 / d
Substanz 1234567
Jonosteril (i.v.)       

Antiemese: Emetogenität moderat, GRAN i.v., DEXA i.v.

Woche 1 / d
Substanz 1234567
Dexamethason (i.v.)       
Granisetron (i.v.)       
Dexamethason (p.o.)       

Medikamentöse Tumortherapie: FolFIrinOx

Woche 1 / d
Substanz 1234567
Oxaliplatin (i.v.)       
Folinsäure (i.v.)       
Irinotecan (i.v.)       
Fluorouracil (i.v.)       
Fluorouracil (i.v.)       

Hämatopoetische Wachstumsfaktoren: FN-Risiko 10-20%, G-CSF langwirksam, pegyliert

Woche 1 / d
Substanz 1234567
Pegfilgrastim (s.c.)       

Zyklen

Zyklusdauer 14 Tage, empfohlene Zyklen: 12

Kontrollen:

  • Blutbild: an Tag 1 und in Folge wöchentlich
  • DPD Mangel ausschliessen: Uracil-Spiegel oder DPD Genmutationen
  • Tag 1: Anamnese und klin. Untersuchung bzgl. Neuropathie
  • Tag 1: GOT, GPT, GGT, Bilirubin, AP, Cholinesterase Irinotecan: bei erhöhtem Bilirubin zwischen dem 1,5 und dem 3-fachen der Norm erhöhte Gefahr der Toxizität aufgrund verminderter hepatischer Clearance, Dosisanpassung siehe Fachinfo. Keine Gabe bei Bilirubin > 3 fache der Norm erhöht. Regelmäßige Blutbild und Bilirubin-Kontrollen bei Leberinsuffizienz. Fluorouracil: Leberwertkontrolle unter Therapie. Hochgradige Leberinsuffizienz stellt eine Kontraindikation dar.
  • Tag 1: Kreatinin, glomeruläre Filtrationsrate (GFR) Oxaliplatin: keine Anwendung bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung Kreatinin-Clearance < 30 ml/min. Irinotecan: keine Studien bezüglich Niereninsuffizienz, Anwendung bei einer Niereninsuffizienz wird deshalb nicht empfohlen. Fluorouracil: Kontrolle der Retentionswerte

Dosisanpassung

  • Fluorouracil
    • bei Knochenmarkinsuffizienz: Thrombozyten
      > 100.000 T./µl- 100% Dosis; 70000-100000 T./µl- 75% Dosis; 50000-70000 T./µl- 50% Dosis; <50000 T/µl STOP!
    • bei Knochenmarkinsuffizienz: Leukozyten
      >4000 L./µl- 100% Dosis; 3000-4000 L./µl- 75% Dosis; 2000-3000 L./µl- 50% Dosis; <2000 L./µl STOP!
  • Oxaliplatin
    • bei Niereninsuffizienz: Glomeruläre Filtrationsrate (GFR)
      Keine Daten zu Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Gegenanzeige bei Kreatinin-CL < 30ml/min). Bei mittelschwerer Nierenfunktionsstörung engmaschige Überwachung und Dosisanpassung entsprechend der Toxizität. Bei leichter Nierenfuntionsstörung keine Dosisanpassung nötig
    • bei Knochenmarkinsuffizienz: Neutrophile
      Bei Neutrophilenzahl< 1500/µl muss der nächste Behandlungszyklus verschoben werden, bis Erreichen akzeptabler Werte. Vor Aufnahme der Oxaliplatin-Behandlung und jedem neuen Zyklus ist große Blutbilduntersuchung incl. Differenzialblutbild der weißen blutkörperchen erforderlich.
    • bei Knochenmarkinsuffizienz: Thrombozyten
      Bei Thrombozytenzahl <50000/µl muss der nächste Behandlungszyklus verschoben werden, bis Erreichen akzeptabler Werte. Vor Aufnahme der Oxaliplatin-Behandlung und jedem neuen Zyklus muss große Blutbilduntersuchung incl. Differenzialbild der weißen Blutkörperchen erfolgen.

Ursprüngliche Indikation

Pankreaskarzinom (Adeno-), metastasiert, ECOG 0-1

Ursprünglicher Autor

Conroy, Thierry (2011)

Herkunft

Groupe Tumeurs Digestives of Unicancer and the PRODIGE Intergroup

Literaturreferenzen

  • Conroy T, FOLFIRINOX versus gemcitabine for metastatic pancreatic cancer.; , N Engl J Med. 2011, 364:1817-25 [PMID]
  • Conroy T, Irinotecan Plus Oxaliplatin and Leucovorin-Modulated Fluorouracil in Advanced Pancreatic Cancer, A Groupe Tumeurs Digestives of the Fédération Nationale des Centres de Lutte Contre le Cancer Study; , Journal of Clinical Oncology; 23;1228-1236;  [PMID]
  • Ducreux M, Cancer of the pancreas: ESMO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up., Ann Oncol 2015 Sep;26 Suppl 5:v56-68 [PMID]

Empfehlungen

Links

Status

Gültig seit 2023-12-05, Version 1.3, letzte Aktualisierung am 2023-12-05

Letzte Modifikation: V1.3: Korrektur Titel, Korrektur Antiemese V1.2: Erneuter Cato Import wegen der Zyklenzählweise und der Diagnosezuordnung durch die ICD-10 Codes. V1.1: Cato Test erfolgt. V1.0: Laufzeiten und Substanzfolge gemäß Primärliteratur.

Wichtiger Hinweis

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Die Protokolle dürfen inhaltlich nicht verändert werden.

Die Diagnostik, Indikationsstellung zur Therapie sowie die Behandlung maligner Erkrankungen müssen in jedem Einzelfall durch den hämatologisch und onkologisch erfahrenen Arzt eigenverantwortlich erfolgen. Der behandelnde Arzt ist dieser Eigenverantwortung verpflichtet, in jedem Fall vor einer diagnostischen oder therapeutischen Maßnahme, Indikation, Kontraindikationen, Dosierung und Applikation unter Beachtung der Fachinformation oder anderer Unterlagen der Hersteller abzuwägen. Dies gilt insbesondere bei selten verwendeten oder neu auf den Markt gekommenen Präparaten.

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